Universität Zürich prüft Studenten zu Hause

Trotz anfänglichen Pannen hält die Universität Zürich an Online-Prüfungen fest. Prüfungen auf Papier werden zum Auslaufmodell.

Fabian Baumgartner
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Studierende werden Prüfungen an der Universität Zürich künftig immer häufiger elektronisch machen. (Archiv- / Symbolbild) (Bild: Martin Rüetschi / Keystone)

Studierende werden Prüfungen an der Universität Zürich künftig immer häufiger elektronisch machen. (Archiv- / Symbolbild) (Bild: Martin Rüetschi / Keystone)

Der Start ging gründlich in die Hose: Anfang Jahr war an der Universität Zürich erstmals eine Online-Prüfung durchgeführt worden. Doch bereits nach wenigen Minuten konnten einige Studenten, welche die «Open-Book-Klausur» an der rechtswissenschaftlichen Fakultät absolvierten, nicht mehr auf die Fragen zugreifen . Fast die Hälfte der 780 Erstsemestrigen musste deshalb die Prüfung wiederholen . Das Verfahren war bereits im Vorfeld in die Kritik geraten.

Moniert wurde insbesondere eine Verwässerung der Leistungskriterien, weil die Prüfung nicht mehr in einem Vorlesungssaal absolviert werden muss. Die Studenten können selbst entscheiden, wo sie die Prüfung ablegen – an der Hochschule oder zu Hause. Die Universität lässt die Einwände jedoch nicht gelten und hat nun entschieden, die Online-Prüfung definitiv einzuführen.

Skepsis an der ETH

Die Klausur wird auch im nächsten Jahr weitergeführt, wie Bettina Jakob, Sprecherin der Universität Zürich, auf Anfrage sagt. «Die Pilotphase ist nun abgeschlossen und die Prüfungsform etabliert.» Die Klausur wird aber vorerst nur im Modul «Einführung in die Rechtswissenschaft» angeboten. Eine Ausdehnung auf andere Kurse ist derzeit nicht geplant.

An der ETH Zürich sind Online-Prüfungen, die von zu Hause aus geschrieben werden können, derzeit kein Thema. «Hier die Fairness zu garantieren, dürfte schwierig sein», sagt Tobias Halbherr von der Stelle Lehrentwicklung und -technologie an der ETH. Man führe zwar Online-Prüfungen durch, diese fänden aber unter Aufsicht und an abgesicherten Rechnern statt. In diesem Wintersemester werden rund 60 Prüfungen mit insgesamt 5000 Kandidaten an Computern durchgeführt. Das entspricht einem Anteil von rund 10 Prozent aller schriftlichen Prüfungen.

Noch einen Schritt weiter geht die veterinärmedizinische Fakultät (Vetsuisse) der Universität Zürich. Die papierenen Prüfungsbögen werden dort zum Auslaufmodell. Bis auf eine einzige Klausur, die zusammen mit der Humanmedizin durchgeführt wird, finden ab 2015 alle Klausuren an Computern statt. Die Studenten seien zu Beginn dieses Herbstsemesters über die Neuerung informiert worden, sagt Universitäts-Sprecherin Jakob. Elektronische Prüfungen brächten viele Vorteile. Die Vielfalt an Prüfungsfragetypen sei grösser, die Klausuren könnten schneller zusammengestellt und ausgewertet werden.

Die Vetsuisse hat dazu eigens eine Software angeschafft. Rund 640 000 Franken liess man sich gemäss Angaben auf der Ausschreibungsplattform Simap das elektronische Prüfsystem des deutschen Instituts für Qualitätsmanagement in der universitären Lehre (IQuL) kosten. Neben Zürich wird das System auch in Bern angewendet. Bereits eingesetzt wird die Software an mehreren veterinärmedizinischen Fakultäten in Deutschland und Österreich.

iPads bei den Medizinern

Bald müssen wohl auch an anderen Fakultäten der Universität Zürich die Studierenden statt über Prüfungsbögen an Computern über den Fragen brüten. Dies zeigt eine Umfrage bei den verschiedenen Fakultäten. Nur an der theologischen und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät sind derzeit noch keine elektronischen Klausuren geplant. Bei den Medizinern etwa werden iPads eingesetzt, um praktische Fertigkeiten wie körperliche Untersuchungen oder die Anamnese zu bewerten. In einem Pilotversuch testete die Fakultät in diesem Jahr die Tablets zudem an der eidgenössischen Prüfung in Humanmedizin. Da dieser erfolgreich verlief, sollen die iPads weiter eingesetzt werden. Auch an der philosophischen Fakultät seien die elektronischen Prüfungen ein intensiv diskutiertes Thema, sagt Jakob. Am kunsthistorischen Institut wird etwa eine Prüfung an Laptops durchgeführt.

Interesse an den elektronischen Prüfungen besteht auch, weil die Studierendenzahlen weiterhin hoch sind. Vor allem Fachgebiete mit mehreren hundert Studierenden diskutieren über die Umrüstung. Dazu muss allerdings zunächst die entsprechende Infrastruktur – Räume, technische Ausstattung oder die Gewährleistung der Sicherheit – bereitgestellt werden.